Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2019


Mitteilungen des Bundesvorstandes

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist in Glogau aktiv

von Thomas Kinzel


 



Aufmerksame Heimatfreunde haben es bereits dem Informationsschreiben des VB Deutsche Kriegsgräberfürsorge vom Juni d.J. entnommen, dessen polnischer Partnerverband POMOST ist seit geraumer Zeit wieder in Glogau mit Sondierungs- und Grabungsarbeiten tätig. Nach offizieller Bekanntgabe der Gräbersuche sind wir sowohl mit dem Referatsleiter beim VB in Kassel als auch mit dem verantwortlichen Leiter der polnischen Partnerorganisation in Posen in Verbindung getreten. Herr Tomasz Czabański von POMOST schrieb uns u.a. wie folgt:

Seit 2004 besteht die offizielle Zusammenarbeit zwischen dem Volksbund und dem Verband POMOST, der 1997 zur Förderung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit gegründet wurde und in Westpolen, somit auch in Niederschlesien tätig ist. Dem humanitären Handeln zugrunde liegt die 1965 von polnischen Bischöfen ihren deutschen Amtsbrüdern übermittelte Verlautbarung, „Wir vergeben und bitten um Vergebung“. Die heute Verantwortlichen handeln weiterhin im Geist der Versöhnung und des Respekts.

Bei POMOST werden Informationen aus verschiedenen Quellen gesammelt, so aus dem VB internen Archiv in Kassel, Aufzeichnungen aus polnischen Archiven sowie Hinweise von ehemaligen deutschen und heutigen polnischen Bewohnern der im Arbeitsbereich liegenden Regionen. Seit 2012 ist man in Niederschlesien tätig, seit langem auch – mit unterschiedlicher Intensität – in unserer Heimatstadt Glogau. Jeweilige Hürden sind die für die Grabungsarbeiten benötigten institutionellen Lizenzen bzw. Genehmigungen sowie bei Funden die Einbindung der Staatsanwaltschaft und der örtlichen Polizei. Folgende Grabungserfolge waren im Glogauer Stadtgebiet jüngst zu verzeichnen:

1.    Raudtener Str. = Rudnowska, nahe der ehemaligen Lüttich Kaserne; es erfolgte die Exhumierung der Überreste von 48 Soldaten, 15 davon hatten Erkennungsmarken
2.    Boelckeweg = Ulica Żwirki i Wigury, es erfolgte die Exhumierung der Überreste eines Soldaten
3.    Promenadenstraße = Ulica Daszyńskiego, es erfolgte die Exhumierung der Überreste von 5 Soldaten
4.    Fort Stern, es erfolgte dieses Jahr die Exhumierung der Überreste von 19 Soldaten

Weitere Sondierungsarbeiten wurden in den Parkanlagen des Schlosses durchgeführt, sowie auf dem Gelände des ehemaligen und heutigen Krankenhauses. In beiden Fällen gestalten sich die weiterführenden Genehmigungsverfahren als schwierig, da u.a. bestehende Überbauungen und Bepflanzungen entfernt werden müssen. Aber man ist zuversichtlich, dass im kommenden Jahr den dokumentierten Hinweisen auf das Massengrab im Schlosspark nachgegangen und im Erfolgsfall die Umbettung der sterblichen Überreste vorgenommen werden kann. Bzgl. des Massengrabes im Bereich der Tribüne wurde darauf hingewiesen, dass sterbliche Überreste an dortiger Stelle bereits beim Bau der Anlage entfernt worden sind, deren Verbleib aber unbekannt ist. Wir bitten die Glogauer Heimatfreunde und Freundinnen soweit möglich um weitere Hinweise, denn es soll keine Grablage unbeachtet bleiben. Gleichzeitigen bitten wir (Volksbund/POMOST) um Geduld, da die Genehmigungsverfahren insbesondere für das Glogauer Stadtgebiet langwierig und schwierig sind.

Soweit aus dem polnischen übersetzt die Ausführungen von Tomasz Czabański. Aktuell bemühen wir (GHB) uns um die Identifizierung und Personalisierung der Erkennungsmarken, soweit vorhanden. Gleichzeitig haben wir gebeten, uns über weitere Grabungstätigkeiten zeitnah zu informieren, uns ggf. einzubinden und nach der Umbettung die letzte Ruhestätte bekannt zu geben. Von Seiten aller Beteiligten wurden wir gebeten, erfolgversprechende Grabungsörtlichkeiten im Vorfeld nicht in einer NGA Veröffentlichung zu präzisieren. Verständlicherweise möchte man Grabräuber nicht anlocken und mit den sterblichen Überresten der gefallenen Soldaten und etwaiger Zivilisten nach der Exhumierung pietätvoll umgehen. An dieser Stelle geht unser Dank an Tomasz Czabański und seine Mitarbeiter sowie alle Unterstützer*innen für ihre humanitäre, völkerverbindende Arbeit. Sie, liebe Mitglieder*innen halten wir auf dem Laufenden, sobald weitere Erkenntnisse vorliegen.




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