Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 4, April 2019

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Klein-Logisch mit Ortsteil Mahnau






Klein-Logisch mit Ortsteil Mahnau

Bedeutendes Bauerndorf mit 385 Einwohnern und einer Feldmark von 718 ha am Wege nach Jakobskirch. Stattliches Schloss in Mahnau. Logisch von lug = Bruchland, 1305 hieß der Ort Logusch. Kaspar von Knobelsdorf († 1607) residierte auf Klein-Logisch.


Der Ort liegt an der Chaussee Hahnenfeld-Jakobskirch, 8,5 km von Glogau entfernt. Bahnstation: Nilbau (3,5 km).

Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Bauer Alfred Hirschfelder

Beigeordnete: Landwirt Erich Rüdiger;

Gemeinderäte: Landwirt Richard Schmidt, Dipl.-Landwirt Eberhard von Dallwitz-Nolda, Landwirt Richard Hansel, Landwirt und Zimmerer Otto Fallnich

Kassenwalter: Amtsgehilfe Otto Rüdiger

Schiedsmann: Otto Fallnich (Mahnau)

Eigener Amtsbezirk. Die Gendarmerie befand sich in Hermsdorf. Gerichtlich gehörte der Ort zu Glogau.

Gewerbliche Anlagen: Brennerei-Domäne Klein-Logisch

Gaststätten: Gasthof „Zum Stern", Max Gurke; Gasthof „Zum Deutschen Haus", Albert Metz und Gasthof Ewald Franke in Mahnau

Dominium: Staatl. Domäne in Klein-Logisch, Pächter Dipl.-Landwirt Eberhard von Dallwitz-Noldau; Domäne Mahnau, Pächter Landwirt Erich Kache

Über den Ortsteil Mahnau erhielten wir den nachstehenden Bericht von Hfrd. W. Günther. Mahnau war einer der kleinen Orte des Landkreises Glogau. Seit 1937 gehörte er zur Gemeinde Klein-Logisch, wo sich auch Bürgermeisteramt und Schule befanden. Zur frühen Geschichte des Dorfes schreibt Julius Blaschke (1913), dass der Ortsname 1305 als „Manow" urkundlich erwähnt werde und auf die Bestimmung des Ortes verweise: Mahnau = Lehngut. Blaschke berichtet ferner von frühgeschichtlichen Funden im Mahnauer Gebiet: „Auf dem Mühlfeld wurden im September 1894 in einem runden Topfe mit quergeripptem Körper und radförmiger Bodenmarke, in leinene Beutel gewickelt, ca. 1600 Silbermünzen, meist böhmische Denare von Bretislaw I. (1037— 1055) u. a., sowie zahlreiche arabische Schmuckstücke aus Silberfiligran gefunden. Am Roten Berge und auf dem Kapellenberge bei Mahnau fanden sich zahlreiche Scherben mit Wellenornamenten. Auf dem Spitzberg wurde vor längerer Zeit in gewaltigem Steinsatz ein Grab mit Urnen aufgedeckt, und am Burgberg fand man 1894 zahlreiche kleinere Gefäße, zumeist in Pokalform, roh gearbeitet, mit einzelnen Bronzenadelstücken und einem muschelförmigen Zierstück eines römischen Kessels." Blaschke wertet diese Funde als Dokumente einer Handelsstraße, die seit alter Zeit aus dem inneren Russland über Polen durch Schlesien (Glogau!) nach Westen geführt habe.

>Das Schloss in Mahnau in schöner Parklandschaft<

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Mahnau etwa 200 Einwohner, von denen die meisten von der Landwirtschaft lebten. Größter Betrieb war das Gut einschl. Vorwerk mit ca. 3000 Morgen Acker, Wiesen und Wald. Es gehörte den Grafen von Rittberg, bevor es um 1890 in den Besitz der Familie Jörs kam. Weil das damalige Wohnhaus im Gutshofe nicht gefiel, ließ Jörs 1893 auf der Anhöhe gegenüber ein Schloss erbauen, wobei auch ein Park vorgesehen wurde. Dieser hatte Neigung nach Süden bis heran an den Grenzwald von Hermsdorf; unten entstand ein Teich. Bereits einige Jahre später ging das Gut an die Familie von Köckritz über. Der Schlossbau wurde erweitert, um dort alte Familienangehörige unterzubringen. Das Schlesische Güteradressbuch von 1917 nennt als Besitzer den Hauptmann a. D. Friedrich Karl Frh. von Köckritz und Friedland; der Gutsinspektor hieß Rauer. Der Grundsteuerreinertrag wird mit 7060 Mark angegeben Als Viehzuchtschwerpunkt wird die Rinderrasse „Rote Ostfriesen" genannt. Späterer Besitzer von Gut und Schloss war die Familie von Mutius. 1945 wurde Schloss Mahnau, wie so viele andere ostdeutsche Herrenhäuser auch, von den Polen zunächst ausgeraubt und dann niedergebrannt. Neben dem Gute gab es vier Bauern mit etwa 30 Morgen Land (Franke, Hansel, Kliem, Meisel). Zum Einkaufen fuhr man ins 3 ½ km entfernte Jakobskirch, da sich in Mahnau nur Schmied, Schuhmacher und Gastwirtschaft befanden. Standesamtsangelegenheiten wurden in Klein-Logisch und Haselquell erledigt; für die geistliche Betreuung waren die Kirchen in Jakobskirch zuständig (letzter ev. Geistlicher: Pastor Erich Lenski). Die meisten Straßen waren Feldwege mit Gräben an der Seite. Befestigte Straßen führten von Mahnau nach Klein-Logisch, zum Gut und in ein Teilstück des Dorfes. Die Wasserversorgung erfolgte durch Brunnen; nur das Schloss hatte eine Wasserleitung. Es gab vor dem Kriege 14 Pferde in Mahnau und ein Auto. Telefonanschlüsse waren zweimal vorhanden: im Gut und in der Schmiede. An das Elektrizitätsnetz war dagegen der gesamte Ort angeschlossen.
Über das Ende 1945 berichtet meine Mutter, dass der Befehl zur Flucht am 5. Februar gekommen sei. „Mitnehmen konnten wir nur, was wir tragen konnten. Das andere musste daheim gelassen werden. Die Wäsche hatten wir verpackt und im Garten vergraben. Wir dachten ja, dass wir bald nach daheim zurück könnten." Für Frauen mit kleinen Kindern ging es vom Bahnhof Klopschen aus mit dem Zuge westwärts; andere mussten trecken. — Diesen kurzen Bericht über mein Heimatdorf habe ich (Jahrgang 1941) aufgrund jener Informationen zusammengestellt, die mir aus Büchern, Briefen und mündlichen Erzählungen zur Verfügung standen. Ergänzungen und Berichtigungen sind daher willkommen.



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