Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2017

 

Erinnerungen an das Heimatdorf Hahnenfeld früher Gusteutschel mit Ortsteil Modlau

Die Ausläufer der Hermsdorfer Höhen schaffen eine malerische, abwechslungsreiche Dorflage
373 Einwohner - 641 ha Feldmark - An der Chaussee Glogau - Jakobskirch gelegen - 5,5 km von Glogau - Bahnstation Nilbau (3 km) und Glogau (5 km)..

Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Kriminalschutzmann i. R. Bruno Reich

Beigeordnete: Gast- und Landwirt Paul Hahn und Bauer Robert Hoffmann

Gemeinderäte: Bauer Josef Fengler, Bauer Helmut John, Bauer Walter Jauer, Bauer Erich Marufke, Julius Fengler.

Kassenwalter: Bauer Helmut Marufke

Andere Einrichtungen:

Schiedsmann: Kaufmann Suffeda in Brostau

Hebamme: Anna Kunze in Friedenshagen

Standesamt: Brostau

Amtsbezirk: Brostau, Vorsteher Kaufmann Suffeda

Gendarmerie: Rauschenbach

Postverwalter: Otto Bogedain sen.

Amtsgericht: Glogau

Kirchen: Evangelische und Katholische in Jakobskirch, katholische Kapelle am Ort. Schule am Ort, Lehrer Franz Gottwald

Gaststätten: Hermann Seiffert in Hahnenfeld und Paul Hahn im Ortsteil Modlau

Vereine: Schützengilde, Bauer Gerhard Lange

>ol: Bahnhof, or: Zeidler’s Restaurant, ul: Buchdruckere, ur: Alte Eiche<


>OT Modlau Dorfstrasse<

Als die Hahnenfelder Schützengilde gegründet wurde

Nach dem ersten Weltkrieg hatte unser Dorf keinen Verein, bis unser Jägerhofwirt Hermann Seiffert anregte, eine Schützengilde zu gründen. Es wurde mit einigen Gemeindemitgliedern eine Versammlung anberaumt und man kam überein, nach diesem Vorschlag zu verfahren. Nach den Statuten der Glogauer Gilde wurde die Gründung vollzogen. Uniformiert hatten wir uns mit grauer Schützenjoppe, grün paspeliert, Schützenhut und Birkhahnfeder. Erster Vorsitzender wurde Bauergutsbesitzer Linke, zweiter Vorsitzender Bäckermeister Heinze, Schriftführer Lehrer Gottwald und Kassierer Schmiedemeister Skryzak. Die Gilde stellte die Schießhalle zunächst im Garten des Jägerhofes auf, dann stellte Gutsbesitzer Marufke seinen anliegenden Acker zur Verfügung, wo die zwei Schießstände mit zwei Traversen, von Baumeister Schmidt (Wiesau) vorschriftsmäßig gebaut wurden. Das erste Königsschießen war im Juli 1920. Die Musik stellte uns Kapellmeister Horschler mit voller Kapelle. Es war gerade eine schlechte Zeit, und wir mussten uns verpflichten, die Mannschaften zu verpflegen. Die Kapelle spielte von 12 bis 13 Uhr Standmusik und holte dann den König mit Musik ab. Der König wurde schon am Sonnabendnachmittag ausgeschossen und auch der erste und zweite Ritter. Im Umzug ritten der erste und zweite Vorsitzende und auch die Schützenmeister zu Pferde. Sonntags wurden dann die Orden und andere wertvolle Preise ausgeschossen. Für Damen stand ein Kleinkaliberstand zur Verfügung, der stark in Anspruch genommen wurde. Für auswärtige Schützen ließ der zweite Vorsitzende Heinze ein altes Fünfmarkstück als Königswanderorden von Meister Srocke (Glogau) anfertigen, das an grün-gelbem Bande am Hals getragen wurde. Als erster auswärtiger König amtierte Revierförster Haucke (Hermsdorf). Im Jahre 1922 entschlossen wir uns zur Fahnenweihe. Die Fahne wurde in Thale im Harz gearbeitet und hatte einen Geldwert von 500 Goldmark. Auf grüngelber Seide war auf der Vorderseite die Germania gestickt worden, auf der anderen Seite war der Spruch „Ob Aug und Hand fürs Vaterland" zu lesen. Der bekannte Glogauer Schützenkamerad, Stadtrat Bautz, vollzog die Weihe der Fahne. Auf dem Festplatz auf der Wiese gleich am Ort waren Buden, Erfrischungszelte, Karussells und Schaukeln aufgestellt worden. Für Marschmusik, Gartenkonzert und Tanzmusik sorgte diesmal der bekannte Glogauer Musikmeister Niemann mit seiner Kapelle. Auch die umliegenden Vereine waren eingeladen worden, so dass ein beträchtlicher fröhlicher Trubel herrschte. Der Bundesschützenmeister schickte einen Fahnennagel mit dem Spruch: Beim ersten Morgenschlag der Uhr, denk an die Saar, den Rhein, die Ruhr, denn ohne Saar, Ruhr und Rhein, kann Deutschland niemals Deutschland sein. Das fröhliche Fest währte bis in die frühen Morgenstunden. Mancher alte Schützenkamerad wird sich an die schönen Feste erinnern, die wir in der Heimat erlebt haben.

>o: Hahn’s Gasthaus, Schloss,u: Dorfstraße<

Bichnitza - das Modlauer Bächlein

Bereits im Juli 2011 des Neuen Glogauer Anzeigers fanden die Heimatfreunde eine nette Plauderei über die Bichnitza, das bescheidene Bächlein, das sich auch unter dem Namen „Moldauer Bächlein“ durch die Fluren von Brostau, Nilbau und so weiter schlängelt. Was sich von so einem Wässerchen alles erzählen lässt, zeigt uns ein ehem. Heimatfreund, der uns von ihm schreibt: Auf dem Messtischblatt und auf der Generalstabskarte heißt das kleine Wasser amtlich Begnitza, wie das Dorf Biegnitz, das seiner Mündung gegenüberliegt. Es ist klar, dass deren Namen in Beziehung zueinander stehen. Dass des Baches Quelle im Kuhstalle des Modlauer Dominiums ist, das ist romantisch interessant. Der Überfluss an Wasser speist den Dorfteich. Der Bach fließt in weiten Röhren durch die Brostau-Nilbauer Chaussee. Dann gaben die an ihm liegenden Brostauer Landbesitzer ihm den schönen Namen Wässerchen. Bis Schloin stehen an seinen Ufern Kopfweiden und Erlen. Eine Landschaft, wie für den Erlkönig geschaffen. Der Putzke-Hof wird nicht in die Erde versunken sein, sondern von Wassermassen, die sich bei einem Unwetter von den Anhöhen ins Tal stürzten, weggerissen worden sein. Die anliegenden Felder erhielten die Namen „Putzke-Äcker" und „Katzenschwanz". Nach der Versickerung vor Schloin wurde das Bachbett bis zum Wieder-an-den-Tag-Treten vor Beichau ständig in Ordnung gehalten mit Rücksicht auf Regengüsse und Schneeschmelze. Ist es nun in Beichau noch Wasser aus Modlau? Farbenproben und chemische Untersuchungen wie zwischen Donau und Rhein sind hier nicht gemacht worden, dafür war das Wässerchen eben zu bescheiden.

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