Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 1, Januar 2017

Erinnerungen an das Heimatdorf Eichendamm
früher Drogelwitz mit Ortsteil Eberwald, früher Golgowitz

Erinnerungen an das Heimatdorf Fähreichen
(früher Leschkowitz, jetzt Oberfähreichen, und Kottwitz, jetzt Niederfähreichen)

Eichendamm


In fruchtbarer, reichbewässerter Niederung in unmittelbarer Nähe des Oderstromes.
337 Einwohner / 1184 ha Feldmark / An der Chaussee Weißholz-Eberwald /13 km von Glogau / Bahnstation Schwarztal (8 km) / Post Weißholz.
Gemeindevertretung, öffentliche Einrichtungen. Handel und Gewerbe, Vereine (1942).

Bürgermeister: Fleischbesch. Adolf Beutner;

Beigeordnete: Landwirt Albert Schwantuschke und Bauer Georg Beutner;

Gemeinderäte: Oberinspektor
Friedrich Dahlhäusser, Melker Ferdinand Schmidt, Landwirt Otto Jansen, Landwirt Gustav Kallenbach, Landwirt Sigismund von Zakrzewski und Auszügler Friedrich Beutner.

Kassenwalter: Landwirt Albert Schmidt

Schiedsmann: Henniger, Weißholz

Hebamme: Anna Wensker

Standesamt: Weißholz

Amtsbezirk: Eichendamm

Amtsvorsteher: Gastwirt Paul Wache in Weißholz

Gendarmerie: Gramschütz

Amtsgericht: Glogau; Dominium in Eichendamm, Besitzer Landesversicherungsanstalt für Angestellte in Berlin-Wilmersdorf, einstiger Besitz des Prinzen Rudolf zur Lippe-Biesterfeld

Verwalter: Oberinspektor Friedrich Dahlhäusser, Gärtner Paul Warsinski in Eberwald

Kirchen: Evangelische in Weißholz, Katholische in Pürschen

Schule am Ort, Lehrer Gerhard Jänisch. Gaststätten in Eichendamm Selma Tscheppe, in Eberwald Otto Garitz.

>Rittergut Gologwitz, Kr. Glogau – Gesamtansicht<

Bild oben: Kolonialwarengesch. Albert Springer, Dorfstraße

Bild unten: Oderpartie, Schloss


Das Große Los


Reichlich über 100 Jahre mag es her sein, da fiel ein Teilgewinn des Großen Loses einer Klassenlotterie nach D r o g e l w i t z. Ein Leutevogt des Gutes hatte wohl ein …tel Los erworben, und ihm wurde in harten Talern ausgezahlt, was er sich durch seinen Einsatz erspielt hatte.
Der Jubel war groß, und die Geldstücke wanderten, nicht nur symbolisch, in einen richtigen Strumpf, gestrickt aus Schafwolle, die an langen Winterabenden bei trübem Rüböllicht gesponnen worden war. Nun neigte sich der glückbringende Tag seinem Ende zu. Es wurde endlich Feierabend, und nach dem kargen Essen ging's quer über den Gutshof, über die hölzerne Kalewebrücke (Kalewe war ein alter Oderarm, der etliche Jahrhunderte zuvor einmal Flusslauf gewesen war), zur „Brauerei", dem späteren Inspektorhaus. Dort harrten schon einige gute Freunde und Bekannte auf den glücklichen Gewinner.
Zwar war das Bier dünn, aber mit manchem Gläslein „gebrannten Wassers" konnte man die Freude am Zusammensein ja immerhin etwas abrunden, zumal alles aus dem oben erwähnten Strumpf auf Heller und Pfennig beglichen wurde.
So gemütlich es war, so nett die Stimmung auch sein mochte, einmal musste schließlich der Heimweg angetreten werden. Das war nicht so ganz einfach und der Schritt doch recht „bedächtig". Unser „Glücksvogel" näherte sich also auch auf seinem Rückwege der Kalewebrücke und nahm das Geländer als „Richt- und Leitschnur" seines Handelns. Sein zufriedenes Dasein machte sich auch sprachlich und voller Tatkraft bemerkbar. Bei den Worten: „Solange ich noch werde leben, wird's auch echte preußische Taler geben", schlug er mit dem immerhin noch gut gefüllten Sparstrumpf mit Karacho und Vehemenz auf das Brückengeländer, dass die echten preußischen Taler nur so klingelten, was angenehm ins Ohr ging.
Aber solch rauher Behandlung war der doch so stabile, selbstgefertigte Strumpf denn schließlich auf die Dauer nicht gewachsen. Eine dünngeschlagene Maschenreihe platzte regelrecht aus allen „Nähten", und übers Brückengeländer ergoss sich zu mitternächtlicher Stunde ein silberklingender Segen in die Kalewe, gleich hinter dem später als Ochsen- oder Kuhstall genutzten Gebäudes, wo auch die Pferde zur Schwemme geritten wurden.
Aus war der Glückstraum, endgültig verloren der Silberschatz durch eine Art eigenmächtige „Inflation"; denn kein Mensch war imstande, jemals auch nur einen einzigen Taler von dem schlammig-moorigen Grunde der Kalewe zu bergen.
-d-h
Der Ort, im „Schwarzen Winkel" an der Oder gelegen, bestand aus Oberfähreichen, früher Leschkowitz und aus Niederfähreichen, früher Kottwitz. Der Zusammenschluss erfolgte in den 30er Jahren.

Fähreichen

Fähreichen hatte 1943 340 Einwohner mit einer Feldmark von 955 ha und ein schönes Gutshaus. Es lag an der östlichen Kreisgrenze, von der Kreisstadt Glogau 22 km entfernt. Die Bahnstation war Raudten-Queißen, die Post war im Ort.

Die Gemeindevertretung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:

Bürgermeister: Bauer Kurt Vogt,

Beigeordneter: Hausbesitzerf Artur Strohwald,

Gemeinderäte: Landwirt Otto Tschonert, Landwirt Emil Stock, Landwirt Hermann Pählich, Hausbesitzer Paul Hülse, Wirtschaftsvogt Wilhelm Pohl,

Kassenwalter: Landwirt Hermann Pählich. Standesamt und Gendarmerie befanden sich in Würchland.

Amtsbezirk: Würchland.

Amtsvorsteher: Bauer Wilhelm Neutert in Wettschütz.

Postverwalter war Straßenwärter Artur Strohwald. Für die Gerichtsbarkeit war das Amtsgericht in Glogau zuständig. Der Ort besaß ein Dominium in Oberfähreichen, Besitzer Erich Kühn, Brennereiverwalter Gerhard Zuch; und in Niederfähreichen, Besitzer Georg Furchheim.

Gewerbl. Anlagen: Dominial-Brennerei in Oberfähreichen.

Die Schule war am Ort, Lehrerin Johanna Dölken. Die Kirchen (evgl.) in Rostersdorf, (kath.) in Würchland-Pürschen. Der Ort hatte zwei Gaststätten. In Oberfähreichen Kurt Vogt und in Niederfähreichen Alfred Schmidt.

Der „Schwarze Winkel" ist infolge seiner interessanten Wasserwirtschaft ein Gebiet von erheblicher Fruchtbarkeit. Der Oderstrom wird teilweise von prächtigen Wäldern begleitet. Ein Pumpwerk mit Kanal sorgte für die Bewässerungs- und Regenanlage.

Bild oben: Schloss, Schule

Bild unten: Schmidt’s Gasthaus, An der alten Oder

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