Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 12, Dezember 2014

Die Geschichte und Entwicklung des Glogauer Heimatbund e.V.

11. Die Bezirksgruppen und Ortsgemeinschaften
11.24 Die Ortsgemeinschaft Deutscheck (Altstrunz)

von Siegfried Paschel

 

45. Fortsetzung aus NGA11/2014

 

Siegfried Paschel

>Seigfried Paschel<

1941 hatte Deutscheck 1441 Einwohner. Es ist durch zusammenhängende Siedlungen Mitte 1937 zu einer Großgemeinde, den „Dreidörfern" geworden, mit den Ortschaften Altstrunz, Salisch, Merzdorf und den dazugehörigen Ortsteilen. Schlesiersee liegt nahe, Fraustadt und Glogau sind leicht erreichbar. In Dorf waren alle für die Landwirtschaft erforderlichen Berufsgruppen ansässig, auch Handwerker, Geschäftsleute u.a. sowie natürlich auch Wirtshäuser, Schule und zwei Kirchen.Karte Deutscheck

Die Flucht vor der heranrückenden Front begann am 27.01.1945 von Deutscheck aus nach Westen und endete zunächst im Vogtland im Kreis Auerbach, dann endgültig in verschiedenen Dörfern im Kreis Döbeln.

Auf der Suche nach Arbeit und einer dauerhaften Unterkunft verteilten sich die Deutschecker schließlich in ganz Deutschland, vorwiegend aber im Kreis Döbeln. In den ersten Jahren trafen sich die Deutschecker jeden ersten Montag im Monat in der Gaststätte „Grüne Laube" in Döbeln zum Gedankenaustausch, der Suche nach Verwandten und Bekannten, zur Diskussion über Zukunftsaussichten, über altes und neues aus der Heimat usw. - bis das in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone, spätere DDR, nicht mehr möglich war. Die Kontakte der Dorfbewohner untereinander blieben jedoch bestehen. Danach gab es seit 1973 auch Treffen ehemaliger Schüler der Volksschule Deutscheck, die auch später private Reisen in die alte Heimat organisierten. Eine erste größere Zusammenkunft der Deutschecker gab es am 27.01.1979 in Kleisterbach. Anlass war damals die Silberhochzeit von W. Fechner. Ein Zusammenschluss der ehemaligen Deutschecker zu einer Ortsgemeinschaft des GHB gab es also noch nicht, da dies in der DDR nicht möglich war. Die Deutschecker besuchten aber soweit es möglich war, die Bundesheimattreffen der Glogauer. 1981 kamen so 50 Heimatfreunde aus Deutscheck nach Hannover. Schon im Mai 1994 organisierten 12 ehemalige Schüler und ihre Ehepartner ein gemeinsames Treffen in Altstrunz. Zwei Jahre später gab es ein weiteres Schultreffen in der alten Heimat. Der GHB hat in seinem NGA über alle Aktivitäten der Deutschecker berichtet. Die Schul- und Heimatfreunde aus Deutscheck versammelten sich in der Regel alle 2 Jahre meist am Auensee bei Leipzig, organisiert von Herta Raute und Inge Eißmann, oder bei gemeinsamen Busfahrten nach Schlesien unter Leitung der Familie Pawelski.

In den Jahren danach hat Siegfried Paschel die Leitung für die Heimatfreunde von Deutscheck als Ortsgemeinschaft des GHB übernommen. Er hat vom 25. - 28.05.2006 nach über 60 Jahren eine Fahrt in die Heimat, verbunden mit einer Kranzniederlegung auf dem Friedhof in Deutscheck, organisiert. Es folgten weitere Busreisen nach Deutscheck, wobei die „Besucher" gut aufgenommen wurden. Es entwickelten sich auch engere Kontakte, fast Freundschaften zu den jetzigen Bewohnern. Natürlich wurden auch andere Orte in Schlesien besucht u.a. Glogau, Schlesiersee, Bunzlau, Sprottau, Carolath, Fraustadt, Hirschberg und Agnetendorf.Gedenkstein Deutscheck

>Der Gedenkstein auf dem Friedhof in Deutscheck<

Ein Höhepunkt für die Deutschecker Heimatfreunde war die 2007 geplante und im April 2008 bei einem deutsch-polnischen Treffen eingeweihte Gedenktafel auf dem Friedhof in Deutscheck. Der Gedenkstein enthält folgenden Text in deutscher und polnischer Sprache:

„ Zum Gedenken derer, die bis 1945 auf diesem Kirchplatz ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Bürger der Kirchgemeinde Altstrunz/ Deutscheck 2008"

Es war eine eindrucksvolle festliche Feier mit 60 deutschen und 37 polnischen Teilnehmern. Die Weihe des Gedenksteines übernahm Probst Jarosz von der Kirchgemeinde Stare Stracze (Altstrunz).Probst Jarosz

>Die Weihe des Gedenksteines durch Probst Jarosz<

Die Finanzierung erfolgte aus Spenden deutscher Heimatvertriebener sowie durch Fördermittel des Sächs. Staatsministerium des Inneren .
2011 konnten wir auf dem Schulgelände in Deutscheck eine Linde pflanzen - als Erinnerung an die ehemaligen deutschen Bewohner und als Zeichen der Freundschaft mit den jetzigen Einwohnern.
Ein Dank für die jahrelange Unterstützung dem polnischen Ehepaar Zielnica.

>v.L.: Lehrer Przemek Zielnica, Schuldirektor Wladyslaw Orlowski u.Siegfried Paschel<

Neben unseren Fahrten in die schlesische Heimat kamen wir zu Treffen in verschiedenen Orten zusammen, meist in Leipzig. Dabei geht es immer um den Austausch von Erinnerungen und persönlichen Erlebnissen, um gemeinsames Singen usw., natürlich bei einer Kaffeetafel, gelegentlich auch unterbrochen mit einer Tombola u.a.Kirche Wang

>Heimatreise 26.5.2006 – Kirche Wang in Brückenberg<

>14.5.2011 – Lindenbaumpflanzung durch die Schüler René Weichert aus Berlin (l.) u. Ravael Mazur aus Deuscheck (Stare Stracze) (r.)<

Doch wie geht es weiter? Unsere Dorfbewohner der Erlebnisgeneration sind körperlich nicht mehr imstande, aktiv im GHB mitzuwirken oder sie sind verstorben. Die jungen Leute sind inzwischen in anderen Bundesländern heimisch geworden. Wenn sie an die Heimat ihrer Vorfahren denken, brauchen sie keine Vermittlung durch eine Organisatio. Sie könen heute privat ohne Schwierigkeiten die Herkunftsorte ihrer Eltern und Großeltern in Schlesien besuchen. Wir sollten das noch fördern, hilft es doch, die von den „Alten" geknüpften Verbindungen zu den heutigen Bewohnern unserer Heimat zu erhalten. Unsere Aufgabe bleibt aber auch, die Erinnerung an Schlesien, an seine Kultur, seine wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und technischen Leistungen schriftlich zu fixieren und sie so für unsere Nachkommen zu erhalten.
Eine zweiteilige Ortschronik „ Deutscheck ein Dorf in Schlesien" wurde 2003 und 2006 unter Zuarbeit von Heimatfreunden von Siegfried Paschel erarbeitet und veröffentlicht. Wir sollten auch darauf achten, dass Erinnerungsstücke an unsere Heimat, an Schlesien, aus dem Erbe verstorbener Heimatfreunde nicht verloren gehen, sondern der Heimatsammlung des Glogauer Heimatbundes angeboten werden.

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