Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 2, Februar 2014

Die Geschichte und Entwicklung des Glogauer Heimatbund e.V.

11. Die Bezirksgruppen und Ortsgemeinschaften
11.15 Die Ortsgemeinschaft Eichbach (Kummernick)

von Ursula Grünbeck

 

36. Fortsetzung aus NGA01/2014

 

Ursula Grünbeck

>Ursula Grünbeck, Ortsgemeinschaftsleiterin<

Eichbach war nur ein kleines Bauerndorf mit 331 Einwohnern (1939), aber mit einer langen Geschichte. Erste Aufzeichnungen gibt es von 1140 (unter dem Namen Camora), 1432 dann als Komornik, was wohl so viel wie Kämmereigut bedeutet. So kam es dann zu dem Namen Kummernik. 1937 wurde das Dorf schließlich in Eichbach umbenannt - wohl wegen des großen Eichenbestandes.
Das Dorf liegt im Süden des Kreises Glogau, die größeren Orte /Städte Glogau, Polkwitz und Raudten sind nahe. Es gab aber auch eine „Bimmelbahn" nach Glogau, die „rasende Auguste". Wenn nötig, z.B. zu verschiedenen Ämtern, fuhr man aber meist mit dem Fahrrad „in die Stadt". Im Dorf gab es alles Lebensnotwendige: Neben dem „Gerichtskretscham" ein weiteres Gasthaus, eine Schule, ein Spritzenhaus, 1 Bäcker, 2 Kaufläden (Lebensmittel), einen Metzger, 2 Schuhmacher, 2 Mühlen (die Bock- und Eichmühle), einen Sattler und Tapezierer, eine Stärkefabrik sowie Post, Schlosser, Schmiede, Kohlenhandlung und das Gut.Eichbach Kirche Ruine

>Kirchenruine Eichbach<


Die Dorfbewohner waren überwiegend evangelisch. Seit 1421 gab es im Dorf eine Kapelle mit einem Altar zu Ehren der hl. Maria Magdalena (die Gründungs-Urkunde verwahrt das Pfarrarchiv Hochkirch). Die Kapelle zerfiel im Laufe der Zeit und blieb bis 1870 als Ruine im Dorf, an der nur noch ein kleines Glöcklein gelegentlich genutzt wurde. Nach dem Kriege wurde (1993) eine neue Kirche gebaut, die von den jetzt dort angesiedelten katholischen Polen genutzt wird. Eichbach Kirche neu

>Die neue Kirche in Eichbach<

Der alte Friedhof ist verfallen, die Grabdenkmale zerstört. Auch das Kriegerdenkmal für die Toten des ersten Weltkrieges ist verschwunden. Deutsche Bewohner gibt es jetzt in Eichbach nicht mehr. Der Bahnhof von Eichbach hatte einen rel. starken Güterumschlag mit Düngemitteln, Kohlen, Kartoffeln, Rüben, Getreide und Vieh. Dagegen war der Personenverkehr nur gering.
Als die Kriegsfront im Osten 1944 immer näher rückte, brachen die meisten Bewohner von Eichbach mit ihren Pferdewagen in Richtung Westen auf, ungeordnet, es gab keinen gemeinsamen Treck. Wer zurückblieb, vertraute auf die Verlautbarungen der Wehrmacht und der Soldaten, dass eine Flucht nur von kurzer Dauer sei und man bald wieder zurück könnte. Als dann die Front immer näher kam, wurden die verbliebenen Dorfbewohner erst wenige Stunden vor den anrückenden Russen von der Wehrmacht in Militärfahrzeugen evakuiert, überstürzt und ohne viel Gepäck.
So wurden die Eichbacher durch die Kriegsereignisse damals in Ost (DDR) und West (BRD) verstreut. Ein Zusammenschluss war unter den gegebenen Verhältnissen nicht möglich.
Nach der Wiedervereinigung habe ich (Ursula Grünbeck) mich bemüht, die jetzigen Anschriften der ehemaligen Eichbacher aufzuspüren und zusammen mit Angela Ressel und Gertrud Nitsche zu einer gemeinsamen Veranstaltung der ehemaligen Dorfbewohner einzuladen. Nach 51 Jahren trafen sich dann auch 70 Personen am 1.6.1996 im Sportlerhaus von Nöbdenitz Krs. Altenburg/Thür., wo einige ehemalige Eichbacher nach dem Krieg angesiedelt waren. 3 Tage konnten wir dort in Erinnerung schwelgen, Nachbarn und Freunde begrüßen, Fotos austauschen, Dias vom jetzigen Dorf zeigen, Gruppenaufnahmen der Teilnehmer machen, und auch der toten Dorfbewohner gedenken. Natürlich gab es auch genügend zu Essen (Mittagessen, Kaffeetafel, Abendbrot), das dauerte immer ziemlich lange, denn es gab genügend Stoff zum „Labern". Es waren für alle erlebnisreiche Tage und natürlich wurde der Wunsch laut zu einer Wiederholung. - Einziger Wermutstropfen, die Vermutung, dass unser Dorf wegen des Kupferbergbaues vielleicht bald untergehen würde. Zum Glück hat sich das bis heute (2013) nicht bestätigt.

Bald wurde auch der Wunsch nach Busfahrten in die Heimat geäußert. Ich habe dem Rechnung getragen und mich zusammen mit meinem Mann Karl Grünbeck bemüht, möglichst jedes Jahr eine Busfahrt zu organisieren, nicht nur nach Schlesien, sondern auch innerhalb Deutschlands. So kam es in den folgenden Jahren zu gemeinsamen Unternehmungen, die nachfolgend mit kurzen Erläuterungen chronologisch aufgeführt sind:

1999: March in Bayern mit Rundfahrt durch Bayer- und Böhmerwald sowie nach Passau mit Schifffahrt auf der Donau.
2001: Thüringen, Station in Gera
2003: Vom 22.5.-25.5.nach 22.5.-25.5. nach Bad Harzburg. Es kamen Eichbacher aus Bayern, Franken, Thüringen, Ruhrgebiet, Niedersachsen. Viele Gespräche über die eigene Lebenssituation, die Entwicklung der Kinder und Enkel. Von dort Stadtführung Goslar, Kaiserpfalz, Silberbergbau - Oker-Talsperre - Werningerode - Brocken - Bad Harzburg

Treffen in Nöbdemitz

>1996 – 1. Heimattreffen der Eichbacher in Nöbdenitz<

Hochkirch

>2008 – Heimatreise nach Glogau, Breslau, Hochkirch (Foto) u. Eichbach<

Glogau Juni 2011

>2011 – Heimatreise nach Glogau, Eichbach usw.(Foto: vorm Hotel Qubus)<

Kirche Eichbach

>2011 – Die Kirche in Eichbach<

2004: Nach über 60 Jahren mit 47 Eichbachern erstmals wieder in der Heimat. Stationen: Bunzlau - Lüben - Polkwitz - Hochkirch (mit Andacht) - Glogau (Stadtrundfahrt) - Eichbach (freundliche Aufnahme durch die jetzigen Bewohner)
2005: March, Bayernfahrt
2006: Wie 2004
2007: Station in Gera mit Rundfahrt in Thüringen
2008: Schlesien: Glogau, Breslau, Hochkirch, Eichbach (gehört jetzt zu Polkwitz) 2009: Bad Harzburg, Harzrundfahrt
2010 March, Bayernfahrt

2011: Vom 2.-5.Juni Erinnerungsreise nach Schlesien. Stationen: Görlitz - Glogau - Schneekoppe - Glogau (Stadtführung, eindrucksvoller Wiederaufbau), Dombesichtigung - Gramschütz - Hochkirch (Andacht) - Eichbach - Glogau - Rückfahrt. Teilnehmer waren auch zahlreiche junge Leute (Enkel) als Mitfahrer. Der Kreis der Teilnehmer wird jetzt immer kleiner, so dass es immer schwieriger wird, einen Bus zu füllen, damit sich der Fahrpreis einigermaßen in Grenzen hält.

Unsere Busfahrt 2011 war wahrscheinlich unsere letzte Schlesienreise, da nach dem Tode meines Mannes Karl Grünbeck am 19. April 2011, der immer die Busreisen vorbereitet hatte, niemand künftig die Organisation solcher Reisen übernehmen will/kann.Karl Grünbeck

>Karl Grünbeck<


Unsere Bemühungen um den Zusammenhalt der ehemaligen Eichbacher hatten die Folge, dass mein Mann, Karl Grünbeck zum Sprecher gegenüber dem Bundesvorstand des GHB wurde. An regelmäßige Zusammenkünfte war angesichts der weiten Zerstreuung und Vereinzelung der Eichbacher über die gesamte Bundesrepublik nicht zu denken. Im Prinzip waren alle froh, dass mein Mann die angeführten Busfahrten organisieren konnte und wir auf diese Weise den Kontakt mit den Eichbachern aufrechterhalten haben und damit auch die Erinnerung an unser Dorf und an die verlorene Heimat. Nach dem Tod meines Mannes habe ich, Ursula Grünbeck, mich bemüht, die Kontakte zu allen Eichbachern aufrecht zu erhalten. Dabei werde ich von meiner Tochter, Rita Bergbauer unterstützt, die auch schon unsere letzte Fahrt nach Schlesien begleitet hat.

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