Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 12, Dezember 2013

Die Geschichte und Entwicklung des Glogauer Heimatbund e.V.

11. Die Bezirksgruppen und Ortsgemeinschaften
11.13 Die Bezirksgruppe Hamburg

von Frank Fischer

 

34. Fortsetzung aus NGA11/2013

 

Frank Fischer

>Frank Fischer, Bez. Gr. Leiter Hamburg<

Am 20. April 1955 war es auch in Hamburg so weit; es gründete sich eine Bezirksgruppe des Glogauer Heimatbundes. Unter der Leitung des Heimatfreundes Adolf Motzigkeit fand das erste Treffen im Besenbinderhof statt. Schon im Mai sollte ein zweites Treffen folgen. Wie rege das Vereinsleben damals war, lässt eine Einladung zum 8.3.1958 erahnen. Zu 19.00 Uhr wurde in das Lokal „Müngersdorf“ am Pferdemarkt eingeladen, Musik und Tanz waren versprochen; man hoffte, bis zu den Frühzügen zusammenzubleiben. Spätere Heimatnachmittage fanden im „Patzenhofer" nahe der Staatsoper statt. Die Bezirksgruppe ist aber in der Folgezeit noch mehrfach umgezogen. Der Wechsel der Lokale für unsere Gruppenveranstaltungen ergab sich z.B. durch Schließung der Gaststätte, aus räumlichen Gegebenheiten (veränderte Mitgliederzahlen besonders in den ersten Jahren), zu hohe Nutzungskosten, unbefriedigendes Speiseangebot, zu nüchterne Raumausstattung, zu lange Anfahrtswege besonders für unsere alten Mitglieder usw.

1966 gibt Adolf Motzigkeit aus Altersgründen die Leitung der Hamburger Bezirksgruppe ab. Lange Zeit fand sich niemand, der seine Nachfolge antreten wollte. So kam es zum Vorschlag des Vorstandes der GHB (Felgenhauer und Berndt), dass die Hamburger Heimatfreunde vorübergehend an den Treffen der Bez. Gruppe Schleswig-Holstein teilnehmen könnten. Artur Pusewey war damals Leiter der Schleswig-Holsteiner Heimatfreunde. Er wurde auf Vorschlag der Leitung des GHB später (1969) auch kommissarischer Leiter der Hamburger Gruppe. Bis zu seinem Tod 1981 hat er sehr erfolgreich auch die Hamburger Bez. Gruppe geleitet. Gerda Benesch war damals Schriftführerin bei den Hamburgern. Sie hat ab August 1981 bis 1989 die Bezirksgruppe geführt, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen die Leitung abgeben. Wiederum und bis 1993 gab es keine neue Leitung für die Hamburger Heimatfreunde.

Mehr/weniger zufällig hatte ich, Frank Fischer, 1992 über die Landsmannschaft Schlesien von der Existenz des Glogauer Heimatbundes erfahren. Meine Nachfrage beim GHB, ob denn in Hamburg eine Heimatgruppe bestünde, wurde diplomatisch und etwas spitzbübisch beantwortet: Die Gruppe bestünde, würde aber ruhen und ich könnte sie sofort übernehmen. Beim Schlesiertreffen 1993 in Nürnberg erfolgte dann eine persönliche Kontaktaufnahme zum Bundesvorstand am Tisch der Glogauer. Nach einer Besprechung im August in der Heimatstube an den Herrenhäuser Gärten folgte die „Wiederbelebung" der Hamburger Bezirksgruppe mit meiner Amtseinführung am 23.10.1993 im Friesenhof. Knapp 40 Teilnehmer machten mir Mut.
Ab Januar 1994 hielten wir unsere Treffen zunächst im Vereinslokal des SC Eilbek ab. Richtig heimisch wurden wir dort nicht. Schnell hatten wir mit dem griechischen Lokal Epiros einen schönen neuen Ort gefunden, an dem wir uns ab September 1994 wohlfühlten. Am 22.04.95 hatten wir dort „geschlossene Gesellschaft". Das ganze Restaurant stand für unsere Jubiläumsfeier: 40 Jahre Bezirksgruppe Hamburg bereit. Mit einem Sektempfang wurden die zahlreichen Gäste begrüßt. Marthel Franke von den „Rübezählern" und Hans Schober von den Liegnitzern überbrachten ihre Glückwünsche. Schriftliche Grußworte wurden verlesen. Brigitte Kluge von den „Bergedorfer Schlesiern" war in schöner Riesengebirgstracht anwesend und führte einen kleinen Verkaufsstand. Der damalige CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Heino Vahldieck richtete ein paar gelungene Worte an uns Glogauer. Nach dem Essen folgte die Festrede unseres Bundesvorsitzenden Schelenz. In diesem Rahmen verlieh er den verdienten Mitgliedern Gertrud Hohmann, Ilse Zimmer, Harry Motzigkeit und Hans Kwak die „Silberne Ehrennadel".
Der Schlesier-Chor Hamburg erfreute uns mit seinen Liedern.
Im Juni 1995 brachen wir dann zu unserer ersten Schlesien-Reise auf. Sie begann mit einem Geburtstagsständchen im Bus für Heimatfreundin Ilse Fischer. In Glogau haben wir in der Saarlandstraße unser Hotel bezogen. Zimmer mit Blick auf die Hindenburgkaserne. Während der Reise trafen wir uns mit Vertretern des DFK Breslau (= Deutscher Freundschaftskreis), denen wir zahlreiche Sachspenden und 300,--DM überreichen konnten. Ein zufälliges Zusammentreffen mit einer anderen Reisegruppe (u.a. mit Luzie Andresen und Heinz und Irene Knappe) bereitete uns Freude. Eine Kreisrundfahrt mit Stationen u.a. in Ehrenfeld, Weißholz, Wiesau, Beuthen a.0., Carolath und Schlawa war wunderschön.
1997 sollte es uns wieder in die Heimat führen. Unser erstes Ziel war Krummhübel. Eine Auffahrt zur kleinen Koppe und eine Rundfahrt durch das Waldenburger Bergland schlossen sich an. Zu zahllos waren die Orte, die wir besucht haben, um alle zu erwähnen.
In Breslau besuchten wir den DFK und ließen uns von einer dort lebenden Landsmännin durch die Stadt führen. Alle Teilnehmer waren von der Reise begeistert. Deshalb planten wir für 1999 eine weitere Fahrt nach Schlesien. Leider war die Reisebereitschaft diesmal deutlich geringer, so dass wir absagen mussten.
Im April 1999 folgte dann ein anderes Ereignis. Ich hatte zum Glogauer „Festungstreffen" geladen.
Extra aus Regensburg angereist war Karl Stühler (als Soldat Pionier in Glogau) nebst Gattin. Mit „Sträselkucha" von Heimatfreundin Fischer, guten Gesprächen und einem Video unseres Heimatfreundes Adolf Voigt über Glogau war es ein sehr interessanter Nachmittag mit zahlreichen Gästen.
Im Mai 1999 starteten wir dann einen Busausflug zum Muttertag nach Lüneburg. Nach einem Stadtrundgang hielten wir dann unser Treffen in einem netten Lokal unter Beteiligung des früheren Bundesvorsitzenden Erwin Groke ab. Gemeinsam sahen wir dort den Film „Finale Glogau". Zwischenzeitliche Abgänge konnte unsere Gruppe lange gut kompensieren. Aus Guhrau und anderen Nachbarkreisen stießen neue Heimatfreunde hinzu. Unser Vereinslokal (inzwischen Thessaloniki genannt) wurde uns zu klein. Seit Januar 1998 waren wir deswegen umgezogen ins Dubrovnik an der Dehnhaide. Dort hatten wir einen großen Saal für uns. Im Oktober 2003 überraschte mich die Gruppe mit einer Ehrung zum 10jährigen Jubiläum als Bezirksgruppenleiter. Am 23.04.2005 stand ein großes Ereignis an: 50 Jahre Bezirksgruppe Hamburg!

>2005 - 50Jahre Bez.Gr. Hamburg, Farnk Fischer<

 

>Prof. Dr. Alfred Palissa<

Im Gesellschaftshaus Lackemann fand unsere Feier statt. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Willinghusen intonierte „Kehr ich einst zur Heimat wieder" zum Einmarsch der Trachten- und Fahnenträger. Nach einer würdigen Totenehrung und einer Ansprache des Pastors Wolfgang Meißler von der Gemeinde der evangelischen Schlesier ging ich auf die Besonderheit der jahrzehntelangen Heimattreue ein. Vertreter der Landsmannschaften der Oberschlesier, Ostpreußen und Sudeten konnten begrüßt werden, ebenso Abordnungen der anderen schlesischen Vereine in Hamburg. Auftritte vom Schlesier-Chor, musikalische Einlagen der Kapelle und Vorführungen der Volkstanzgruppe der „Rübezähler" bereiteten uns Freude. Grußworte und Vorträge des Mundartsprechers Manfred Weinhold, des Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien in Hamburg Heinz Meinhard und unseres Vorsitzenden Professor Palissa rundeten den Festtag ab. Auch zahlreiche „Hochkaräter" aus Politik und der Landsmannschaft hatten Grußworte übermittelt. Eine Ausstellung mit „Glogensien" stand zum Staunen und Erinnern bereit. Ehrungurkunden für langjährige Mitgliedschaften wurden den Heimatfreunden Kliche, Derlich, Jesinger, Geisler, Hoffmann und Wiedemann zu teil. Hfrdin Elsa Mayer erhielt wegen ihrer langjährigen Mitgliedschaft und viele Beiträge zur Gestaltung unserer Heimatnachmittage die „silberne Ehrennadel“.

>Ehrung für langjährige Mitgliedschaft am 23.4.2005<

Ich selbst wurde mit der Verleihung der "Kleinen Goldenen Ehrennadel" durch Prof. Palissa überrascht. Mein Dank galt auch im Nachhinein für die zahlreichen Mitwirkenden, Spendern und Helfern, ohne die dieses Fest nicht so gelungen wäre.
Mitte 2006 zogen wir wegen Service- und Hygienemängeln wieder zurück ins Thessaloniki. Der weite Weg von den Bahnstationen zum Thessaloniki wurde aber einigen Gästen bald zu beschwerlich. Seit Mai 2008 haben wir unsere "Heimat" im Inos an der Finkenau in Uhlenhorst, in unmittelbarer Nähe zu Bus und U-Bahn.
In Hamburg gibt es mehrere Schlesiervereine (der älteste seit 1903!) sowie zahlreiche Landsmannschaften (Ostpreußen, Pommern, Siebenbürger Sachsen, Sudeten, Deutsche aus Russland und mehr). Ich habe mich als Leiter der Bezirksgruppe Hamburg stets um gute Kontakte zu ihnen bemüht. Das hat auch bei besonderen Anlässen zu gegenseitigen Besuchen der Leiter bzw. von Abordnungen geführt, wie für unser 40 bzw. 50jähriges Jubiläum beschrieben. Gemeinsame Veranstaltungen zwischen unserer Gruppe und anderen Vertriebenen-Vereinigungen haben sich daraus nicht ergeben. Persönlich habe ich einen guten Kontakt zur Landsmannschaft Schlesien - Gruppe Hamburg, die ich als 3. Vorsitzender auch vertrete.
Die Gestaltung unserer Heimattreffen ist sehr vielfältig. Über unsere Jubiläumsveranstaltungen und größere Unternehmungen (z. Bsp. Schlesienrundfahrt) habe ich schon berichtet. Bei unseren „normalen“ Heimatnachmittagen geht es ruhiger zu. Es gibt Lesungen, Mundartgedichte, Lieder und immer berichtet der Leiter über neues aus dem Vorstand in Hannover. Natürlich ist auch immer Zeit genug zum „Labern" und für eine Kaffee-Tafel. Unsere Hamburger Heimatgruppe ist noch immer sehr aktiv, trotz der geschmolzenen Mitgliederzahl. Anfangs (1955) waren wir etwa 100 Heimatfreunde. Im Laufe der Zeit gab es Schwankungen. In den letzten Jahren kamen zu unseren in der Regel monatlichen Gruppenveranstaltungen nur noch etwa 10 Personen. Eine größere Zahl erreichen wir nur noch bei besonderen Höhepunkten, wie Schlesiertreffen, Tag der Heimat, Christkindleinfest. Ich hoffe aber, unsere Glogauer Heimatgruppe in Hamburg noch lange erhalten zu können, damit das schlesische Kulturerbe nicht in Vergessenheit gerät.

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