Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 9, September 2003

Schlawa

- die Stadt am größten See Schlesiens

2. Fortsetzung von Nr. 8/04 + Schluss

Andere lohnende Wanderpunkte

Interessante Pflanzen und Tiere der Heimat

Schlawa als Grenzort

Antwort auf allerlei Fragen

Schöne Wanderziele der Umgebung

Ein Blick auf die Karte lehrt uns, dass südwestlich des Schlawaer Sees noch ein ganzer Kranz kleinerer Seen liegt. Sie mögen in grauer Vorzeit vor Hunderttausenden von Jahren mit dem Schlawaer See ein Ganzes gebildet haben. Auch sie sind Zeugen der Eiszeit. Wer nur den Schlawaer See gesehen hat, hat nur einen Teil von der Schönheit der Heimat in sich aufgenommen. Drum schnür' Dein Ränzlein und komm mit.

Diesmal gehts nach Rädchen. Kurz vor der Schule biegen wir links ab. Nur wenige Schritte und wir stehen am lieblichen Skumpf-See. Hier tummelt sich die Rädchener Schuljugend in Heiterkeit und Frohsinn. Wenige Schritte von der Schule entfernt, ein lachender See, welches Großstadtkinderherz würde sich das nicht auch wünschen! Wir wandern weiter, uns rechts haltend, durch Felder und Wiesen an die Oglisch-mühler Seen. Schilfumsäumt, verträumt liegen sie eingebettet in tiefer Einsamkeit.

Unser nächstes Ziel ist der kleine Tarnauer See. Still fällt das südliche Ufer zum See hinab. Welch köstlicher Blick, den man nie vergisst! Auch hier empfängt der tiefe Frieden und die große Einsamkeit der Natur. Hierher möchten alle Großstädter kommen aus ihrer Hast, mit ihren zerrütteten Nerven. Wie aus einem Jungbrunnen würden sie von hier heimkehren an ihre Arbeitsplätze. Wir wenden uns nach Norden, der Straße zu, die von Schlawa nach Tarnau führt. Hart am Nordrand des kleinen Tarnauer Sees geht sie entlang und bietet noch einen schönen Blick auf den See. Am Ende der ersten Häuserreihen von Tarnau biegen wir links ab in Richtung Glogeiche-Carolath-Neusalz und folgen dann dem Wegweiser zur Jugendherberge und Försterei Tarnau. Schattiger Laubwald nimmt uns auf, und nach wenigen Schritten stehen wir vor der Försterei Tarnau, die unmittelbar am Großen Tarnauer See herrlich gelegen ist. Im Schatten alter Linden und Kastanien ist gut ausruhen.

Während wir, in Gedanken versunken, am weiß gedeckten Tisch unter einer Kastanie unseren Kaffee trinken und dem munteren Spiel der blendend weißen Entenschar zusehen, erscheint plötzlich frohes Kinderlachen. Jauchzend springen die kleinen Menschlein ins Wasser und planschen nach Herzenslust. Es sind erholungsbedürftige Kinder, die von der NSV auf die Jugendherberge Tarnau entsandt wurden.

Nachdem wir uns ausgeruht haben, statten wir der Jugendherberge einen Besuch ab. Sie liegt in unmittelbarer Nähe des Forst-

hauses auf einem Hügel und ist in einem alten Jagdschloss (1624) des Fürsten von

Carolath, das dieser zur Verfügung gestellt hat, untergebracht. Die Fenster haben noch

die alten bleigefassten Butzenscheiben. Ganz herrlich ist der große Tagesraum. Ein großer Geweihkronleuchter hängt an der Decke. Ein mächtiger Eichentisch ziert den Raum. Der alte Kamin erzählt von früheren Zeiten. Damals hallten die Räume wider von fröhlichen Zechgelagen hoher Jagdgäste. Heute herrscht hier der frohe Jubel der Kinder unseres Volkes. Auch erholungsbedürftige Mütter schickt die NSV hierher, um neue Kraft zu sammeln für ihr wichtiges Amt als Hausfrau und Mutter. Nachdem wir noch einen Blick in die freundlichen Schlafräume und in die altertümliche Küche geworfen haben, steigen wir wieder hinab. Am Hammer-See entlang, über Hammer, treten wir den Heimmarsch an. (Gesamtweg etwa 15 km).

Andere lohnende Wanderpunkte:

Die unermessliche Carolather Heide, es empfiehlt sich, bis Tarnau das Postauto oder das Fahrrad zu benutzen. (Radler fahren bis Glogeiche). Zu empfehlen sind ferner eine Radfahrt nach dem krebsreichen Kattersee (über Rädchen-Mäusewinkel oder Rädchen-Tarnau-Tannendorf).

Schließlich ein Ausflug in die "Berge" südlich der Dreidörfer: Merzdorf-Salisch-Altstrunz. Hier benutzt man am besten zur Hin- und Rückfahrt bis Salisch das Fahrrad. Wer eine Benzindroschke besitzt, kann alle diese Punkte natürlich schnell erreichen, ihm dürfte aber vieles Erleben verloren gehen.

Die Heimat will erwandert sein, wenn sie alle ihre Reize offenbaren soll. Sprich auch einmal mit den Bauern unserer Gegend und lass Dir erzählen, wie er sich mühen muss, dem kargen Boden das tägliche Brot abzugewinnen! Sieh, wie er bescheiden und sparsam leben muss, um sich und die Seinen durchzubringen!

zum Seitenanfang

zum Seitenanfang

Die Fischerei am Schlesiersee
Interessante Pflanzen und Tiere der Heimat

1. Im Park: Platane, Zuckerhorn, Tulpenbaum, Götterbaum, Gleditsche (Christusdorn), Hickorynuss, Edelkastanie, Mehlapfelbaum, Eschenblättriger Ahorn, Pyramideneiche. (Götterbaum, Hickorynuss und Zuckerahorn sind im Winter 1928/29 (-30 Grad) eingegangen). Ferner: Weiße und gelbe Buschwindröschen und verschiedene Goldsternarten.

Tiere: Schwarze Wegschnecke, Grünspecht, Buntspecht, Pirol, Kohl-, Blau-, Schwarz-, Hauben-, und Spechtmeise.

2. Am Wasser: Weiße und gelbe Seerose, Froschbiss, Pfeilkraut, Wasserhahnenfuß, Schwertlilie u.v.a. An der Rädchener Badestelle eine Kiefer mit eigenartiger Wurzelbildung (rechteckige Stützwurzeln).

Tiere: Fischadler, Schwarzer Milan, Rohrweihe, Fischreiher, Wildenten, Taucher, Eisvogel, Flussseeschwalbe, Möwen, Rohrdommel, Uferschwalben. In der Zeit des Zuges auch: Wildgans, Kormoran, und nordische Taucher (Polartaucher). Auch Trappen sind auf den Prüschkauer Feldern gesichtet worden.

Fische: Wels, Aal, Zander, Blei, Hecht, Karpfen, Quappe, Schleie, Barth, Bitterling und Stichling. Auch der Fischotter ist in 2 Exemplaren gesehen worden. Zahlreiche Krebse finden sich im Kattersee.


3. In Heide, Wiese und Moor: (Gebiet bei Thiergarten)

Sumpfporst, Moosbeere, Sonnentau, Torfmoose, Königsfarn, Bärlapparten (Schlagenbärlapp, zusammengedrückter Bärlapp), Lysimachia u.a. Dammwild, Rotwild, Dachs, Baummarder, Bussard, Waldkauz, Sperber, Lerchenfalk, Hühnerhabicht, roter Milan, ab und zu Kraniche, Schwarzspecht, Wiedehopf, Dompfaff und die Mandelkrähe (auch auf den Wiesen bei Landskron) selten der Schwalbenschwanz.

4. Naturdenkmäler

Im Park mächtige Pappeln, eine riesige Silberweide, und eine auffallend verästelte Hainbuche. Am See gegen Rädchen eine Kiefer von reichlich 3 Meter Umfang, mit auffallenden Stelzenwurzeln. In der Gabelung des riesigen Pappelzwiesels, nahe dem Ostrande des Parkes, zwei Ahornbäumchen von fast 1 1/2 Meter Höhe als Überpflanzen. (Aus: "Die wichtigsten Naturdenkmäler im Reg.-Bez. Liegnitz" von Prof. Dr. Schune Breslau)

Versandfertiger Zander aus dem Schlesiersee
Schlawa als Grenzort

Eben läuft der Zug mit vielen Sommergästen auf dem Bahnhof Schlawa ein. Lachende Menschen steigen aus, denn vor ihnen liegt die schöne Zeit des Ausspannens und Kräftesammelns. Viele von ihnen haben ihr Faltboot mitgebracht und laden es behende aus. Bald wird es sie im goldenen Sonnenglanz über unseren herrlichen See tragen. Da wendet sich einer von den vielen um, zieht seine Kartentasche vor und zeigt mit der Hand nach Nordosten "Schaut einmal dorthin! 2 Kilometer von hier läuft die Grenze zwischen Deutschland und Polen. Die roten Dächer dort drüben, 4 Kilometer Luftlinie vom Bahnhof, sind das erste polnische Dorf, unser früheres Scharne, vergesst nicht, auch einmal an die Grenze zu wandern". Ja, vergesst nicht an die Grenze zu wandern! Das möchte dieses Büchlein auch allen Sommergästen ans Herz legen. Vielleicht wird Dir hier einmal der ewige Wert Deiner Heimat bewusst!

So wollen wir zum Schluss unseres Büchleins noch eine Grenzwanderung unternehmen. Wir wandern vom Markt aus durch die Fraustädter und Pürschkauer Straße, über die Bahnlinie weg, am Zollhaus vorbei nach Osten. Rechter Hand liegt das Kalksandsteinwerk. Weit schweift der Blick nach Norden über ebenes Land. Überall arbeitet der fleißige Bauer auf seinem Felde. Bald haben wir die Kolonie Ziegelvorwerk erreicht. Nun sind es noch 2 Kilometer bis Pürschkau. Wir gehen die Dorfstraße links hinunter und kommen an das Schloss Pürschkau, das dem Grafen Haugwitz gehört. Es ist ein altes Cisterzienser Kloster. Wir besuchen die Gutskapelle. Sie wurde 1658 vom Freiherrn von Barwitz erbaut. Das Altarbild ist ein Geschenk der Gräfin Anna von Haugwitz, geb. Gräfin von Trautmannsdorf. Das Bild ist eine Kopie der Sixtinischen Madonna. Früher hing an seiner Stelle "Maria unter dem Kreuz". Es ist jetzt als Heldenmal in der katholischen Pfarrkirche zu Schlawa aufgestellt.

Gleich hinter dem Gut senkt sich der Weg und führt nach Norden, durch Wiesen und Weiden, in etwa 10 Minuten an die Grenze.

Wir haben Glück. Eben kommt ein deutscher Grenzbeamter, dem wir uns anschließen, und der uns bereitwiligst Auskunft erteilt. Ein Überschreiten der Grenze ist bei uns unmöglich. Die nächsten Grenzübergänge sind bei Pfalzdorf und Ilgen. Während wir so mit ihm sprechen, sind wir ganz in der Nähe des Schlagbaumes (rot-weiß) gekommen. Er warnt uns, an den Schlagbaum heranzutreten, da dieser schon auf polnischem Hoheitsgebiet steht. Deutschland besitzt keine Schlagbäume. Man spricht hier von "Grüner" Grenze. Ein Blick auf den Weg macht diese Bezeichnung sofort verständlich. Hier hört aller Fahrverkehr auf, und deshalb ist der Weg vergrast. Wir treten an einen Grenzstein heran. Er trägt eine Nr. Ein D weist nach Deutschland, ein P nach Polen. Auf dem Kopf des Steines ist eine Markierung eingemeißelt, die zu den beiden Nachbargrenzsteinen zeigt. Viel Interessantes erzählt uns der Grenzbeamte. Die Grenze ist für den Verkehr völlig gesperrt. Nur bei Feuersbrunst können die Feuerwehren sich gegenseitig Hilfe leisten. Es darf allerdings nur die Spritze und sechs Mann Bedienung für eine befristete Zeit die Grenze überschreiten. Schmuggelfälle und unerlaubte Grenzübertritte kommen in unserer Gegend selten vor, da das Gelände sehr übersichtlich ist. Jeder Bauer im Zollgrenzbezirk muss einen Weideschein und einen Viehtransportschein haben. Letzeren natürlich auch jeder Viehhändler oder Viehtreiber. Wir gehen die Grenze entlang bis an die Stelle, wo der Scharner Kirchweg die Grenze überschreitet. Hier befindet sich wieder eine Schranke. Unsere Gedanken fliegen hinüber zu den deutschen Brüdern und Schwestern im früheren Scharne. Allsonntäglich sind sie vor der Grenzziehung nach Schlawa zur Kirche gekommen. Jetzt hören sie die Glocken von der Ferne als Sonntagsgruß aus dem Vaterlande. Früher tätigten sie ihre Einkäufe in Schlawa und holten Arzt und Hebamme in Schlawa. Heute wohnt der nächste Arzt 16 Kilometer entfernt in Wolstein. Ihre Kinder müssen die polnische Schule besuchen. Obgleich die Mehrzahl der Einwohner von Scharne deutsch sind, erhalten die Kinder nur zweimal wöchentlich deutschen Unterricht. Der übrige Unterricht wird in polnischer Sprache erteilt. Trotzdem werden sie an ihrem Volkstum festhängen. Doch Herzen und Gedanken fliegen hin und her, sich fest verbindend über Raum und Zeit. Der Scharner Kirchweg führt uns nach Schlawa zurück. (Gesamtweg 12 Kilometer).

5. Antwort auf allerlei Fragen

Einwohnerzahl rund 1700. Entfernung von anderen Orten: Glogau 28 km, Fraustadt 18 km, Neusalz 32 km, Züllichau 60 km.

Ärzte 2, Zahnärzte 1, Dentisten 2, Apotheken 1, Tierärzte 1, Krankenschwestern 3, Hebammen 2, Rathaus u. Sparkasse - Markt, Postamt - Bahnhofstraße, Zollamt - Bahnhofstraße, Schulen 2 kathol. u. evgl., Kleinkinderschulen 2, ev. Kindergarten - Bahnhofstraße 1, kath. Kindergarten - Am Kirchplatz, ev. Pfarramt - Glogauer Straße, Kathol. Pfarramt - gegenüber der kath. Kirche, Jugendherberge - Am See gelegen durch den Park bzw. Seestraße, Arbeitsdienstlager - ebenda.

"Strandhaus Schlawa"

Am Schlawaer See, 11 km lang, 4 km breit, Bewirtung Altmann, Ruf Schlawa 216.

Beliebter Ausflugsort in die niederschlesische Heide, - Alte Park- und neue Baumanlagen

Geräumig, modern eingerichtete Gaststätte, neuerbaute, unmittelbar am See gelegene Kolonnade mit einzigartigem Ausblick.

Herrlicher Badestrand, bequeme Badekabinen, Wasserrutschbahn, bequeme Liegestühle.

Motorbootfahrten, Paddel-, Ruder- und Segelbootverleihung, Aufbewahrung von Privatbooten.

Unentgeltliches Parken. Tennis und Kinderspielplatz. 2000 Sitzgelegenheiten. Guter bürgerlicher Mittagstisch, auch für Vereine und Schulen. Fachmännisch gepflegte Getränke bes. Kühlanlage.

Spezialitäten: Schlawaer Seefische, Schlesischer Streuselkuchen, Mittwoch, Sonnabend, Sonn- und Feiertag Gesellschaftstanz.

Auch im Winter geöffnet.

Bevorzugter Treffpunkt der Schlittschuhläufer.

Logierhaus "Seehof"

Schlawa/Schles.. am Badestand Fernruf 279

In unvergleichlich herrlicher Lage am Ufer des Schlawaer Sees: Badestrand und Strandhaus - Gaststätte.

In unmittelbarer Nähe: Freundliche modern eingerichtete Zimmer, vorzügliche Betten, fließendes Wasser, Badezimmer.

Nähere Auskunft durch die Gräfliche Wirtschaftsdirektion Schlawa.

Hotel "Goldene Krone"

Im Hause der Firma Heinrich Lange am Markt , gegründet 1764.

Fließendes kaltes und warmes Wasser,

Spezialitäten der Firma Heinrich Lange.

Gepflegte Biere, gute bürgerliche Küche.

Gasthof "Zur Eisenbahn"

Empfiehlt gute Fremdenzimmer und preiswerte Speisen und Getränke.

Bürgerlicher Mittagstisch!

Inhaber: Otto Kunert

"Kaisergarten"

das schöne Gartenlokal.

Ich empfehle meinen gepflegten Garten abseits vom Trubel des Durchgangsverkehrs zur Erholung, mit Fremdenzimmern und bester Verpflegung bei bürgerlichen Preisen. Gemüse und Erzeugnisse aus eigener Gärtnerei.

Großes Gast- und Vereinszimmer. Besonders zu Betriebsausflügen geeignet.

Entfernung von der Haltestelle am See etwa 15 Minuten.

Gustav Gruhn, Mittelstraße 19

Am Markt: "Café Ratskeller"

Besitzer Hans Olech, Telefon Nr. 274

Erstes und vornehmstes Café am Platze.

Modern ausgestattete Aufenthaltsräume,

Familien und Badegästen sehr empfohlen, vorzügliche Küche. Gut gepflegte Weine, Bier und Liköre. Prima Sahne-Eis.

zum Seitenanfang

zum Seitenanfang

zum Seitenanfang