Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 12, Dezember 2020

Erinnerungen an das Heimatdorf Nilbau

mit Gärtnerei Stümpel, altes Ziegeleigrundstück Schmidtchen und Zementfabrik

Gruß aus Nilbau 1900 Foto: Mateuz

Nilbau

Der Ort liegt an der Chaussee Glogau - Primkenau und ist Bahnstation der Strecke Glogau - Sagan. Nilbau war ein sehr wohlhabendes Bauerndorf. Der fruchtbare Boden war die Grundlage einer ertragreichen Landwirtschaft. Die Bauern waren sehr aufgeschlossen und gesellig, doch dabei ausgezeichnet tüchtige Landwirte. Die Feldmark hatte eine Größe von 753 ha, die Einwohnerzahl betrug zuletzt 576.

Das Dorf hatte eine Ev. Kirche, sie war Filialkirche von Glogau („Zum Schifflein Christi"). Die Seelsorge wurde von Glogauer Geistlichen ausgeübt. Die Kath. Kirche zählte zu den Kulturdenkmälern Schlesiens. Sie wurde am Ausgange des Mittelalters aus Granitfindlingen und Ziegeln erbaut. Die Betreuung der katholischen Gemeinde erfolgte von Jakobskirch aus. An der Schule im Ort unterrichteten zuletzt die Lehrer Wilhelm Zwahr und Rudolf Berndt Sie wurde von den evangelischen Schulkindern besucht. Die katholischen Schulkinder wurden in Gusteutschel unterrichtet. Das nahe gelegene Glogau ermöglichte den Besuch höherer Schulen. Standesamtlich gehörte der Ort zu Brostau. Es gab im Ort einen Radfahrerverein, Vorsitzender Alfred Schulz und einen Kleingartenverein, Vorsitzender Fritz Poltmann.

Nilbau besaß eine Genossenschaftsmolkerei, eine Wasser- und Motormühle, eine Ziegelei und zwei Gaststätten.

Eine Besonderheit erzählt die Chronik von Glogau aus der Anfangsgeschichte des Dorfes, und diese steht wirklich einzig da, wie eine Durchsicht der Namensgebung heimatlicher Orte in alter Zeit ergibt. Es heißt dort: Nilbau war ein ungesunder, unbeliebter Ort, 1305 Nelub, 1323 Nyloube und 1352 Neluba genannt. Ungesund, unbeliebt leider sagt keine Kunde wieso. Sicherlich werden in jener Zeit manche Dörfer der Heimat keinen freundlichen Eindruck gemacht haben, bis die deutschen Siedler ihnen eine bessere Prägung gaben. Das Nilbau, das in der Erinnerung seiner Einwohner und auch vieler Glogauer fortlebt, zeigte sich als ein sauberer Ort, durch den man gerne wanderte.
Aus Nilbaus Geschichte ist weiter zu berichten: Es war eine Enklave vom Herzogtum Glogau bzw. Stadtdorf. Die Stadt Glogau war Besitzerin. Im 13. Jahrhundert gab es in Nilbau einen Lehnschulzen. Seine wichtigsten Amtsgeschäfte waren der Vorsitz und die Verpflichtung, von den Dorfbewohnern die Abgaben für die Herrschaft einzuziehen bzw. beizutreiben. Die Nilbauer Pfarrkirche gehörte zum Archipresbyrat Glogau. Am 20.4.1334 verlieh König Johann von Böhmen der Stadt Glogau ein Privilegium über das Dorf. Im September 1610 durchzogen 500 Mann zu Ross und Fuß durch den Ort und fügten den Bewohnern viel Schaden zu. In der Mitte des 17. Jahrhunderts ging die Nilbauer Kirche in die Hände der Evangelischen über.
Im Zuge der Kircheneinziehung wurde sie dann wieder den Katholiken zurückgegeben.

Gruß aus Nilbau: Bahnhof, Evg. Schule, Ortsteil, Kriegerdenkmal

Nilbau erhielt im 19. Jahrhundert eine neue Ev. Kirche, die am 17.5.1866 eingeweiht wurde. Der Glogauer Magistrat schenkte der Kirche eine Turmuhr im Werte von 300 Talern. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Nilbau an das elektrische Fernleitungsnetz angeschlossen. Die Einwohnerzahlen stiegen von 462 im Jahre 1756 auf 579 im Jahre 1943.

Die Gemeindeverwaltung setzte sich 1943 wie folgt zusammen:
Bürgermeister: Otto Pusch
Beigeordnete: Bauer Artur Hausknecht, Bauer Artur Hein
Gemeinderäte: Landwirt Paul Schulz, Postagent Paul Przezborski, Kaufmann Emil Schindler, Arbeiter Paul Goldmann
Kassenwalter: Kaufmann Emil Schindler.
Nilbau gehörte zum Amtsbezirk Brostau. Hier befand sich auch das Standesamt. NGA

Nilbau: „Gasthaus zur Brunau“ früher: „Schwarzer Adler“.